Mein Tag in Slowmotion
Der Wecker klingelt. Oh, schnell aufstehen. Ach nein, heut ist doch Entschleunigung angesagt!
Also alles wieder auf Anfang. Der Wecker klingelt. Anstatt sofort aufzustehen, bewege ich zuerst meine Füße ein wenig im Kreis, dann kreise ich mit den Handgelenken ein paar mal. Anschließend strecke und räkele ich mich noch einmal, schnaufe tief durch und stehe langsam auf. Ich schlendere zum Bad, nehme eine angenehme und ausgiebige Dusche, werfe mich in meinen Bademantel und schlendere in die Küche. Dort bereite ich mir einen genüsslichen Kaffee, nehme meine Tasse, setze mich auf den Balkon und höre den Morgengesang der Meisen, Spatzen und Finken. Ganz entfernt kann ich sogar noch einen Waldkauz hören. Sein Ruf hat irgendwie etwas Beruhigendes, wie er durch den Wald hallt.
Ab und zu meldet sich meine innere Stimme, die zur Eile ruft. Doch heute ist mein Entschleunigungstag. Alles was ich heute tue, tue ich bewusst, voller Achtsamkeit und langsam. Und im Moment sitze ich weiter auf dem Balkon, lausche der Natur und trinke entspannt meinen Kaffee.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken habe mache ich mich für den Weg zur Arbeit zurecht. Ganz langsam natürlich. Wie die Schnecke, die für den heutigen Tag mein Vorbild sein soll. Ich schlendere zum Bus mit dem Bewusstsein, das ich den Bus eventuell verpasse und auf den nächsten warten muss. Paradox, doch es gehört zum Experiment.
Bei der Arbeit angekommen, teile ich mir zunächst die Arbeit für den heutigen Tag nach den jeweiligen Prioritäten ein. Jede einzelne Tätigkeit bekommt ihre eigene Zeit und Raum. Ich stelle fest, dass mir alles viel leichter von der Hand geht und das "langsam" sehr produktiv sein kann.
Meine Pause gestalte ich mir heute auch ganz besonders. Ich schlendere zum nahegelegenen Park, setze mich auf eine Bank, nehme eine bequeme Haltung ein und lege eine Meditationseinheit ein. Dabei sitze ich nur da und konzentriere mich nur auf meine Atmung. Ich beobachte wie der Atem meine Lungen füllt, wie sich mein Brustkorb hebt und senkt. Ich spüre wie dabei jede einzelne Zelle mit Sauerstoff versorgt wird. Ich atme ein und ich atme aus. Gedanken die sich einstellen, lasse ich kommen und gehen. Ich lenke immer wieder meine Konzentration zurück auf meine Atmung. Langsam verschwinden die Gedanken und ich bin ganz bei mir in meiner Meditation. Ich bleibe noch eine Zeitlang so für mich und stelle mich dann darauf ein den Zustand der Meditation zu verlassen. Ich öffne die Augen, freunde mich mit meiner Umwelt an, stehe langsam auf und schlendere zurück ins Büro. Mit neuer Kraft und ganz entspannt wende ich mich wieder meinen Aufgaben zu.
Meinen Feierabend verbringe ich heute mit Freunden. Durch mein Experiment habe ich mir so viel Energie aufgespart, dass ich am liebsten die Nacht zum Tage machen würde. Doch irgendwann hat auch der schönste Tag ein Ende und ich ziehe mich glücklich in mein Schneckenhaus zurück.
Nun, welche Erkenntnis ziehe ich aus diesem Experiment?
Nur wer langsam durch das Leben geht, hat genügend Zeit und Energie für wirklichen Genuss!
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